Religionsunterricht
Was wir im evangelischen Religionsunterricht behandeln dürfen und wie wir es machen können – ist ein Geschenk!
Dabei begann der Religionsunterricht für mich weniger mit Unterrichtsvorbereitung, als vielmehr für das Zustandekommen der Religionsgruppen zu kämpfen. Es melden sich in der Summe mehr evangelische Kinder ab, als Kinder den evangelischen Religionsunterricht besuchen, und das seit Jahren, und nicht nur im Außerfern. Wir haben geworben und werben, aber wenn der Unterricht aufgrund der jahrgangsübergreifenden Gruppen an den Rand, oder noch weniger günstig auf den Nachmittag gelegt werden muss, und die Alternativen Freistunde und Ethik am Vormittag sind, braucht es schon den Willen zum evangelischen Unterricht. Manche Eltern, genauer Mütter, bringen auch ihre Kinder extra nach Reutte zum Reliunterricht am Dienstag Nachmittag. Klasse.
Die Gruppen konnten sich bilden, knapp, aber immerhin, und wir können in kleinen Gruppen sehr persönlich und vertraut über Gott und die Welt nachdenken. In der Grundschule beginnen wir in einem Sitzkreis mit Kerze und Symbolen, anhand derer die Kinder etwas erzählen können, was ihnen gerade wichtig ist – von Meerschweinchen bis zum Streit im Pausenhof. Dann kommt das Thema dran, etwa Spuren (Gottes), oder Advent. Im Gymnasium gibt es eine Unterstufen- und eine Oberstufengruppe. Themen sind die Haltungen zu Krieg und Frieden im Judentum, Christentum und Islam, Grenzen, Prophetengeschichten und die spannungsreichen Gruppen in Israel zur Zeit Jesu …
Was ganz gut anläuft und viel Freude macht, ist der kooperative Religionsunterricht. Ein echtes Gemeinschaftswerk, initiiert und vorangetrieben von Fachinspektor Peter Pröglhöf. Da, wo zu wenige evangelische Schülerinnen und Schüler für eine Religionsgruppe sind (mindestens 3), etwa im Lechtal, Tannheimer, Tal, Pinswang, gehen die Kinder regulär in den katholischen Religionsunterricht – und ich komme sie dort gelegentlich besuchen. Sprich, ich stelle mich allen Kindern vor, erzähle was über uns, erkläre mit der katholischen Kollegin gemeinsam das, was wir gemeinsam haben und wo evangelisch und katholisch sich unterscheiden, gestalte Schulgottesdienste mit und übernehme Unterrichtseinheiten. Etwa 3-4 mal im Jahr pro Schule. Meistens haben die Kinder so viele Fragen, dass die Zeit nicht langt … Für mich ein längst überfälliger Schritt der christlichen Geschwisterkirchen aufeinander zuzugehen und miteinander in best möglicher Weise für die Kinder da zu sein und ihnen von unserem wunderbaren Gott erzählen zu können.
Meine Bitte: unterstützen Sie nach Möglichkeit diese verschiedenen Modelle von Religionsunterricht, damit Kinder und Jugendliche auch an der Schule Religion aus Innenpersektive kennen lernen und ihre Neugierde, vielen Fragen und Gedanken auf diese Weise besprochen werden können.
Pfarrer Michael Jäger